Artikel vom
8.12.2006
PNP
"Mörderisches
Bayern" beflügelt die Fantasie
Udo
Wachtveitl begeisterte am Gymnasium
Untergriesbach
(red). Ein Literatur- und Musikerlebnis der besonderen Art bekamen die
Zuhörer von "Mörderisches Bayern" im Gymnasium Untergriesbach geboten.
"Tatort"-Kommissar Udo Wachtveitl war hautnah als grandioser Leser zu
erleben, unterstützt von Hans Kriss und drei komödiantischen
musikalischen Anarchisten.
Dr. Helmut Böhm,
Direktor des Gymnasiums, sagte eingangs, dass es die Schule auch als
ihre Aufgabe ansehe, neben dem regulären Schulbetrieb kulturelle
Angebote zu präsentieren. Bei der Veranstaltungsreihe "Künstler im
Gymnasium", organisiert von Franz Rauecker, seien namhafte Akteure wie
Werner Schmidbauer, Klaus Kreuzeder und Franz Benton aufgetreten. Wie
immer wird mit dem Erlös von "Mörderisches Bayern" die
St.Severin-Schule für behinderte Kinder in Grubweg unterstützt.
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Udo
Wachtveitl gastierte am 30. November
in
Untergriesbach. (Foto: Rauecker)
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Tatort-Kommissar
lässt Figuren lebendig werden
"Es
ist Frühjahr 1919. In den Slums von München, den armseligen Herbergshütten
der unteren Au, von romantischen Zeitgenossen als "Isar Venedig"
gerühmt, von den Bewohnern mit "Scheißbachklamm" vermutlich
treffender bezeichnet, ist ein Haus in Flammen aufgegangen." So beginnt
der Abend mit Episoden aus den drei Kriminalromanen von Robert Hültner
um Inspektor Kajetan von der Polizeidirektion München. Er gerät in die
Mühlen der Revolutionsjustiz und wird wegen Befehlsverweigerung
entlassen. Nun kämpft er ums Überleben.
Udo Wachtveitl ist die
zentrale Figur der musiktheatralischen Lesung. Höchst bildhaft ließ er
die Figuren lebendig werden. Er verstand es meisterhaft, den
Freicorpsaktivisten genau so überzeugend zu mimen wie den Tonfall des
zwielichtigen Barons und mehr als ein Dutzend anderer Figuren zu
treffen. Sein Vortrag ließ Raum für die eigene Fantasie.
Reihe
wird 2007 fortgesetzt
Auch
der durch einen Berufsunfall auf den Rollstuhl angewiesene Regisseur und
Schauspieler Hans Kriss ist ein Meister der Vortragskunst. Mit viel Gefühl
für die Story verband er die Episoden und erklärte das politische Klima
der 20er Jahre. |
Mit stimmungsbeschwörenden
Klangbildern machten die Musiker Sebastiano Tramontana, Andreas Koll und
Erwin Rehling die Geschichte noch spannender. Tramontana glänzte im
Gymnasium nicht nur durch das perfekte Spiel. Köstlich und komisch
zugleich imitierte er die lästige Fliege oder den fahrenden Zug. Der
Akkordeonvirtuose Andreas Koll ist der Komponist dieser mörderischen Klänge,
er erzeugte Klangteppiche von schräg bis sentimental. Der Percussionist
Erwin Rehling, eigentlich Regisseur und Dokumentarfilmer, fügte sich in
die lautmalerische Musik ein und ließ Soldaten marschieren, Kuhglocken
bimmeln oder ein Gewitter grollen.
Wer einen herkömmlichen
Krimi erwartet hatte, der hätte enttäuscht sein können. Der begeisterte
Schlussapplaus aber zeigte, dass das Publikum verstanden hatte: Nicht das
Ergebnis der Ermittlungen war wichtig, sondern die Qualität der Präsentation.
Die Veranstaltungsreihe "Künstler
am Gymnasium" wird 2007 fortgesetzt. Im Frühjahr kommt Michael Fitz mit
seiner Band, für Herbst ist Michael Lerchenberg geplant. Man kennt ihn
als Pfarrer beim "Bullen von Bad Tölz" und als "Stoiber" beim jährlichen
Nockherberg-Singspiel.
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