Presseartikel

aktualisiert am 09.12.2006


Artikel vom 8.12.2006 PNP

"Mörderisches Bayern" beflügelt die Fantasie

Udo Wachtveitl begeisterte am Gymnasium

Untergriesbach (red). Ein Literatur- und Musikerlebnis der besonderen Art bekamen die Zuhörer von "Mörderisches Bayern" im Gymnasium Untergriesbach geboten. "Tatort"-Kommissar Udo Wachtveitl war hautnah als grandioser Leser zu erleben, unterstützt von Hans Kriss und drei komödiantischen musikalischen Anarchisten.
Dr. Helmut Böhm, Direktor des Gymnasiums, sagte eingangs, dass es die Schule auch als ihre Aufgabe ansehe, neben dem regulären Schulbetrieb kulturelle Angebote zu präsentieren. Bei der Veranstaltungsreihe "Künstler im Gymnasium", organisiert von Franz Rauecker, seien namhafte Akteure wie Werner Schmidbauer, Klaus Kreuzeder und Franz Benton aufgetreten. Wie immer wird mit dem Erlös von "Mörderisches Bayern" die St.Severin-Schule für behinderte Kinder in Grubweg unterstützt.

Udo Wachtveitl gastierte am 30. November 

in Untergriesbach. (Foto: Rauecker)


Tatort-Kommissar lässt Figuren lebendig werden


"Es ist Frühjahr 1919. In den Slums von München, den armseligen Herbergshütten der unteren Au, von romantischen Zeitgenossen als "Isar Venedig" gerühmt, von den Bewohnern mit "Scheißbachklamm" vermutlich treffender bezeichnet, ist ein Haus in Flammen aufgegangen." So beginnt der Abend mit Episoden aus den drei Kriminalromanen von Robert Hültner um Inspektor Kajetan von der Polizeidirektion München. Er gerät in die Mühlen der Revolutionsjustiz und wird wegen Befehlsverweigerung entlassen. Nun kämpft er ums Überleben.
Udo Wachtveitl ist die zentrale Figur der musiktheatralischen Lesung. Höchst bildhaft ließ er die Figuren lebendig werden. Er verstand es meisterhaft, den Freicorpsaktivisten genau so überzeugend zu mimen wie den Tonfall des zwielichtigen Barons und mehr als ein Dutzend anderer Figuren zu treffen. Sein Vortrag ließ Raum für die eigene Fantasie.


Reihe wird 2007 fortgesetzt


Auch der durch einen Berufsunfall auf den Rollstuhl angewiesene Regisseur und Schauspieler Hans Kriss ist ein Meister der Vortragskunst. Mit viel Gefühl für die Story verband er die Episoden und erklärte das politische Klima der 20er Jahre.


Mit stimmungsbeschwörenden Klangbildern machten die Musiker Sebastiano Tramontana, Andreas Koll und Erwin Rehling die Geschichte noch spannender. Tramontana glänzte im Gymnasium nicht nur durch das perfekte Spiel. Köstlich und komisch zugleich imitierte er die lästige Fliege oder den fahrenden Zug. Der Akkordeonvirtuose Andreas Koll ist der Komponist dieser mörderischen Klänge, er erzeugte Klangteppiche von schräg bis sentimental. Der Percussionist Erwin Rehling, eigentlich Regisseur und Dokumentarfilmer, fügte sich in die lautmalerische Musik ein und ließ Soldaten marschieren, Kuhglocken bimmeln oder ein Gewitter grollen.
Wer einen herkömmlichen Krimi erwartet hatte, der hätte enttäuscht sein können. Der begeisterte Schlussapplaus aber zeigte, dass das Publikum verstanden hatte: Nicht das Ergebnis der Ermittlungen war wichtig, sondern die Qualität der Präsentation.
Die Veranstaltungsreihe "Künstler am Gymnasium" wird 2007 fortgesetzt. Im Frühjahr kommt Michael Fitz mit seiner Band, für Herbst ist Michael Lerchenberg geplant. Man kennt ihn als Pfarrer beim "Bullen von Bad Tölz" und als "Stoiber" beim jährlichen Nockherberg-Singspiel.